Vulkaneifel: Die letzten Vulkane in Deutschland?

Veröffentlicht am 09.03.2022

Ob von der Kanarischen Insel La Palma oder dem Ätna auf Sizilien: Oft erreichen uns beeindruckende Bilder von Vulkanen, die Asche und Lava spucken. Auch wenn diese in Europa liegen, scheint Vulkanismus in Deutschland ganz weit weg. Tatsächlich gibt es auch in Deutschland Vulkane. Die wohl bekanntesten liegen in der Vulkaneifel. Und sie sind aktiver, als du vielleicht annimmst!

So sieht der Silvestri Krater beim Ätna aus. Wer mal in einen Krater spazieren möchte, sollte nach Sizilien. Es ist einer von sehr vielen inaktiven Kratern des Ätnas.

Quickinfo UNESCO Geopark Vulkaneifel 

  • in Rheinland-Pfalz 
  • 1.250 km² Fläche 
  • 350 Vulkane 
  • 75 Maare, 12 davon mit See 
  • entstanden vor 45–35 Millionen Jahren 
  • letzter Ausbruch vor ca. 10.900 Jahren 
Luftaufnahme des Silvestri-Kraters am Ätna auf der Insel Sizilien.

Wie lange gibt es in Deutschland schon Vulkane?

Die Ursprünge des Vulkanismus in Deutschland liegen lange zurück. So lange, dass die einzigen Zeugen die Dinosaurier sowie erste Säugetiere waren. Vor etwa 100 Millionen Jahren begannen der Afrikanische und der Europäische Kontinent zusammenzustoßen. Forschungen zufolge soll sich dabei Gesteinsmaterial aufgewölbt und nach Norden geschoben haben.  

Magma stieg auf, die Erdkruste dehnte sich und wurde immer dünner, bis sie schließlich 50 Millionen Jahre später absank. Ein Grabensystem bildete sich – ein Teil davon ist der auch in Deutschland liegende Oberrheingraben. In seinem Umfeld kam es durch weitere Bewegungen der Platten im oberen Erdmantel zu vulkanischen Tätigkeiten. Derartige Bewegungen bedeuten immer auch, dass Hitze entsteht – und sie bringt das Magma ordentlich auf Temperatur! Dieser Höhepunkt des Vulkanismus in Deutschland liegt bereits ca. 20 Millionen Jahre zurück. Zum Vergleich: Die ersten frühen Formen des Menschen betraten vor etwa 2 Millionen Jahren die Bildfläche. 

Vulkaneifel-Entstehung: Darum prägen heute Maare die Eifel

Maartrichter mit seinen Bestandteilen, Erläuterungen siehe Text
Quelle: geopark-vulkaneifel.de

Auch der Eifel-Vulkanismus begann vor 45–35 Millionen Jahren. Ein Großteil der charakteristischen Landschaften der Vulkaneifel entstand jedoch deutlich später in der zweiten vulkanischen Phase vor etwa 700.000 Jahren

Hierbei entstanden auch in der Eifel zwei Vulkanfelder. Allein das Vulkanfeld in der Westeifel, in der du auch Gerolstein besuchen kannst, umfasste auf 600 Quadratkilometern 240 Eruptionszentren. Weitere etwa 60 Eruptionszentren gab es in der Osteifel, wenn auch hier der Vulkanismus erst vor 460.000 Jahren startete. Tatsächlich ist die Eifel heute das größte Vulkangebiet in Mitteleuropa

Bei den Vulkantypen, die du in der Eifel findest, handelt es sich größtenteils um Schlackekegel sowie um sogenannte Maare. In der Eifel gibt es von letzteren, den „Augen der Eifel“, so viele wie nirgendwo sonst auf der Erde. So machen Maare die Eifel zu einer echten Besonderheit, die nicht nur Geologen staunen lässt.  

Eines dieser Maare ist das Ulmener Maar, das zuletzt vor rund 11.000 Jahren aktiv war. Warum dieser Fakt Erwähnung verdient? Bei der Aktivität handelte es sich um den letzten Vulkanausbruch in Deutschland, das Ulmener Maar ist also der jüngste deutsche Vulkan. 

Was ist ein Maar? 

Maare sind trichterförmige, fast kreisrunde Vulkane, die bis zu 100 m tief sind. Sie entstehen, wenn Magma beim Aufstieg mit wassergesättigten Gesteinszonen in Berührung kommt. Hierbei kommt es zu einer Explosion, die so stark ist, dass das umgebende Gestein teils pulverisiert wird. Dieses Gesteinsmaterial legt sich ringförmig um das Explosionszentrum. Nach Ende der vulkanischen Aktivität füllt sich der Trichter oft mit Grundwasser – es entsteht ein See

Das Gemünder Maar ist eines der drei Dauner Maare und hat ein Naturfreibad.

Hotspot Eifel: Vulkane aktiver, als du denkst

Lange Zeit war man sich in Fachkreisen sicher, dass sämtliche Vulkane in Deutschland erloschen sind. Auf die Vulkane in der Eifel scheint das nicht zuzutreffen, wie Wissenschaftler im Rahmen von jahrzehntelangen Forschungen herausfanden. Für einen fortwährenden Vulkanismus in der Eifel fanden sie gleich mehrere Hinweise. Einige von ihnen kannst du sogar direkt vor Ort bestaunen. 

Kaltwasser-Geysir "Wallender Born" in Wallenborn.
  • Im Uferbereich des Laacher Sees steigen Gasblasen auf.
  • Rund um den Laacher See gab es im Beobachtungszeitraum von 5 Jahren mehrere Erdbeben tief unterhalb der Erdoberfläche.
  • Messungen zufolge gibt es unter der Eifel eine im Vergleich zur Umgebung um 200 °C heißere Zone.
  • Aufgrund der Hitze hat sich das Material des Erdmantels so ausgedehnt, dass sich die Eifel im Laufe der letzten 800.000 Jahre merklich angehoben hat, nämlich um bis zu 300 m!
  • Ungefähr alle 40 Minuten bricht in Wallenborn ein Kaltwassergeysir aus.
  • Zusätzlich gibt es in der Eifel viele Mineral- und Thermalquellen.

Speziell der Laacher See steht im Fokus der Beobachtungen. Das Ergebnis: Die festgestellten Magmabewegungen könnten bedeuten, dass sich die Magmakammern füllen. Unter der Eifel könnte demnach ein sogenannter Hotspot bzw. eine Plume liegen. Klingt etwas angsteinflößend, oder? Droht hier denn eine reale Gefahr? 

Plume: eine Besonderheit der Eifel 

Für gewöhnlich liegen Zonen mit vielen Vulkanen an den Rändern großer tektonischer Platten. Nicht so die Eifel, die mitten auf einer Kontinentalplatte lokalisiert ist. Für die vulkanische Aktivität sorgt stattdessen eine sogenannte Plume (franz. für buschige Feder, Rauchfahne). Eine Plume ist ein Magmasystem im Erdmantel mit großer Magmakammer.  

Wie realistisch ist ein Vulkanausbruch in der Eifel? 

Der Laacher See brach zuletzt vor rund 13.000 Jahren aus und wird als schlafender Vulkan eingestuft. Und auch wenn es kleinere Hinweise auf eine vulkanische Aktivität gibt, sind diese nicht besorgniserregend. Wirst du also einen Vulkanausbruch in der Eifel miterleben? Unwahrscheinlich!  

Und falls sich unter dem Laacher See in Sachen vulkanische Aktivität doch was ändern sollte, kannst du unbesorgt sein: In mehreren Mess-Stationen in der Region behalten Experten die Lage natürlich ständig im Blick. Im unwahrscheinlichen Fall der Fälle ließe sich so ein Vulkanausbruch rechtzeitig voraussagen.  

Geologie der Eifel: Welche Gesteinsarten gibt es? 

Geologisch zählt die Eifel zum linksrheinischen Schiefergebirge. Dessen Grundgebirge besteht aus den folgenden Gesteinsschichten: 

  • Tonschiefer 
  • Kalkgestein 
  • Quarzit 
  • Sandstein 

Eine besondere Bedeutung für die Region hat dabei das Kalkgestein – insbesondere durch seinen hohen Anteil an Dolomit. Der Grund dafür steht womöglich gerade in einem Glas vor dir auf dem Tisch. Das Mineral Dolomit enthält nämlich viel Calcium und Magnesium, was sich zum Beispiel im Mineralwasser wiederfindet.  

Dabei spielt die vulkanische Aktivität eine zentrale Rolle: Tief unter der Erde schlummert das Magma. Es kühlt ab und erstarrt. Dieser Vorgang setzt Gas frei, welches nach oben steigt. Eine Erdschicht mit Wasser kann nun dieses Gas aufnehmen. Es entsteht kohlensäurehaltiges Wasser, das nun in der Lage ist, die Mineralien in den Gesteinsschichten besser zu lösen. Wie es sich zusammensetzt, ist also ein spannendendes Zusammenspiel von geologischen Besonderheiten, wodurch ein Mineralwasser von Region zu Region immer ganz individuell ist. 

Edelsteine suchen in der Eifel

Speziell die Osteifel ist bei Mineraliensammlern beliebt. Solltest du einmal Lust auf eine echte Schatzsuche haben, mach dich am besten auf den Weg zum Laacher See. In den Auswurfmassen des Vulkans entdeckst du mit etwas Glück einen sogenannten Haüyn. Er ist zwar kein Edelstein, sondern ein Mineral, sieht aber dank seiner charakteristischen tiefblauen Farbe durchaus wie einer aus. 

Wo gibt es in Deutschland sonst noch Vulkane? 

Karte von Vulkanen in Deutschland
Es gibt aber hierzulande nicht nur in der Eifel Vulkane. Vor allem in den deutschen Mittelgebirgen kannst du viele Landschaften mit vulkanischem Ursprung bereisen:
  • Hegau (Baden-Württemberg) 
  • Kaiserstuhl (Baden-Württemberg) 
  • Oberlausitz (Sachsen) 
  • Rhön (Bayern, Hessen, Thüringen) 
  • Schwarzwald (Baden-Württemberg) 
  • Vogelsberg (Hessen) 
  • Westerwald (Rheinland-Pfalz, Hessen, Nordrhein-Westfalen)   

Quellen:
https://www.unesco.de/kultur-und-natur/geoparks/geoparks-deutschland/vulkaneifel
https://academic.oup.com/gji/article/216/3/2025/5257845
https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-8274-2985-8

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